Superstition das Album von Siouxsie and the Banshees, veröffentlicht am 10. Juni 1991, markiert einen entscheidenden Moment in der Karriere der Band. Erschienen unter dem Label Polydor, zeigt das Album eine bandtypische Verbindung aus experimentellem Sound, zugänglicherem Pop und einer Atmosphäre, die ebenso düster wie schillernd wirkt.
Die Entstehung von Superstition war ein Prozess, der stark von der kreativen Entwicklung von Siouxsie and the Banshees in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren geprägt war. Nachdem die Band mit ihrem vorherigen Album Peepshow (1988) sowohl kommerziell als auch künstlerisch Erfolg erzielt hatte, stand sie vor der Herausforderung, diesen Erfolg weiterzuführen und gleichzeitig neue klangliche Wege zu beschreiten. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Band ihre Besetzung stabilisiert, mit Siouxsie Sioux als Sängerin, Steven Severin am Bass, Budgie am Schlagzeug und Jon Klein an der Gitarre. Die Chemie innerhalb der Gruppe bot die Grundlage für ein tiefgreifendes und dennoch experimentelles Album.
Superstition entstand in einer Zeit, in der die Band neue Technologien und Produktionsmethoden erforschte. Um die klangliche Vision zu erweitern, holte man sich Stephen Hague als Produzenten an Bord, der bereits mit Künstlern wie Pet Shop Boys und New Order Erfolge gefeiert hatte. Hague brachte nicht nur technisches Know-how, sondern auch ein Gespür für zugängliche und raffinierte Arrangements mit, was einen deutlichen Einfluss auf den polierten Sound des Albums hatte.
Die Aufnahmen fanden größtenteils in Studios in London und den USA statt, was die internationale Ausrichtung der Produktion unterstrich. Die Zusammenarbeit mit Hague war jedoch nicht immer reibungslos. Während er auf strukturierten und radiofreundlicheren Arrangements bestand, wollten Siouxsie and the Banshees ihre experimentelle Essenz bewahren. Dieser kreative Konflikt führte zu einem intensiven Prozess, bei dem beide Seiten Kompromisse eingingen, aber auch voneinander profitierten. Die Band erweiterte ihre klanglichen Horizonte durch den Einsatz neuer Instrumente wie Synthesizern und elektronischen Beats, ohne die organischen Elemente ihres Sounds zu vernachlässigen. Besonders hervorzuheben ist die Nutzung orientalisch inspirierter Percussion, wie sie in „Kiss Them for Me“ prominent zu hören ist.
Die thematische Ausrichtung des Albums war ebenso ambitioniert. Siouxsie Sioux ließ sich von persönlichen Erfahrungen, mythologischen Symbolen und gesellschaftlichen Themen inspirieren. Der Titel Superstition spiegelt diese Vielschichtigkeit wider: Das Album untersucht die Rolle von Aberglauben, Ritualen und menschlichen Ängsten in einer modernen Welt. Während der Aufnahmeprozesse wurde die Band von diesen Konzepten geleitet, was sich in den textlichen und klanglichen Details bemerkbar macht.
Ein weiterer bemerkenswerter Aspekt der Entstehung war die intensive Arbeit an den einzelnen Tracks. Die Band experimentierte mit mehrschichtigen Arrangements und verfeinerte die Songs durch zahlreiche Überarbeitungen. Dies machte den Aufnahmeprozess langwieriger als bei früheren Alben, führte jedoch zu einem hochkomplexen und atmosphärischen Endergebnis. Die Sessions boten auch Raum für spontane kreative Entscheidungen, wie die Integration ungewöhnlicher Klänge und Texturen, die das Album zu einem einzigartigen Hörerlebnis machen.

Sioxie and the Banshes
Superstition
Tracklist:
Listen ON:
Der Opener „Kiss Them for Me“ ist ein herausragender Track, der sich durch seinen orientalisch anmutenden Beat, elektronische Schichten und Siouxsies verführerischen Gesang auszeichnet. Dieser Song war auch der größte kommerzielle Erfolg des Albums und brachte der Band ihren ersten Top-40-Hit in den USA. „Fear (of the Unknown)“ ist ein weiteres Highlight mit tanzbaren Rhythmen und einem treibenden Bass, das den experimentellen Ansatz der Band mit Dance-Elementen verbindet.
„Cry“ und „Drifter“ bewegen sich in introspektiveren Gefilden, wobei die instrumentalen Details und Siouxsies intensiver Gesang die melancholische Atmosphäre unterstreichen. „Little Sister“ kombiniert unheimliche Melodien mit einer fragilen Emotionalität, während „Shadowtime“ durch seine melodische Klarheit und einprägsame Hooks hervorsticht.
Die zweite Hälfte des Albums bleibt ebenso vielseitig. „Silly Thing“ spielt mit einer leicht ironischen Leichtigkeit, die in Kontrast zu den oft schwereren Themen des Albums steht. „Got to Get Up“ und „Silver Waterfalls“ bauen mit texturalen Schichten und kunstvollen Arrangements eine nahezu filmische Atmosphäre auf. „Softly“ und „The Ghost in You“ zeigen die Band von ihrer introspektiven und poetischen Seite, bevor das Album mit „Kiss Them for Me (Twilight Mix)“ auf einer hypnotischen Note endet.
Das Album bietet eine vielschichtige Palette an Themen und Klängen – von introspektiv bis ekstatisch, von düster bis träumerisch. Superstition zeigt Siouxsie and the Banshees in einer Phase kreativer Weiterentwicklung, in der sie den Balanceakt zwischen künstlerischer Integrität und breiterem kommerziellen Erfolg meisterten. Der Einfluss von Stephen Hague brachte eine zugänglichere Produktion, ohne die unverwechselbare Identität der Band zu verwässern.
Das Cover von Superstition zieht mit seiner geheimnisvollen und surrealen Ästhetik in den Bann. Es zeigt ein fragmentiertes Gesicht – vermutlich das von Siouxsie Sioux – in dunklen, mystischen Farbtönen, durchsetzt mit Lichtreflexen und geometrischen Formen. Diese Darstellung verstärkt die hypnotische und geheimnisvolle Wirkung des Albums, während die klaren Linien eine modernistische Note hinzufügen.
Im Fazit ist Superstition ein Album, das die Essenz von Siouxsie and the Banshees einfängt, während es zugleich neue musikalische Türen öffnet. Es kombiniert klangliche Innovation mit emotionaler Tiefe und markiert einen Höhepunkt in der Diskografie der Band. Jeder Track trägt zu einem kohärenten und dennoch vielseitigen Erlebnis bei, das sowohl Fans als auch Neulinge in den Bann zieht.

